Ein Bericht, der zu Herzen geht und Hoffnung weckt ...
Die erste Erfahrung ...
Das erste Kastrationsprojekt an Streunerhunden in der Geschichte von Bosnien
und Herzegowina ist erfolgreich zu Ende gegangen. Es war eine sehr schöne,
emotionale, mit vielen Tränen verbundene Zeit. Die Eindrücke dieser
Kastrationswoche werden mich sicher eine lange Zeit prägen, womöglich für
immer.
In Zusammenarbeit mit der Veterinärstation Sarajevo und dem Einverständnis
des Umweltministeriums starteten wir am 1. Oktober dieses
Kastrationsprojekt. Das heißt, Boxen aufstellen, warme Decken finden, eine
Logistik aufbauen. Niemand war sich bis zu dieser Zeit bewusst, was auf uns
zukommen würde. Das Projekt wurde unter dem Namen Catch-Neuter-Release -
Einfangen-Kastrieren-Freilassen - durchgeführt. Bevor unsere Ärztin in
Sarajevo ankam, mussten wir am Vortag mindestens 20 Hunde einfangen. Laut
Ablaufplan wollten wir täglich 20 Hunde kastrieren, um somit unser gesetztes
Ziel, 100 Hunde zu kastrieren, zu erreichen. Mit unserem Hundefänger machten
wir uns auf den Weg. Ausgerüstet mit einem Betäubungsgewehr und Hundefutter
wurden die ersten Hunde in den Straßen von Sarajevo eingefangen. Zu unserer
Überraschung leisteten viele Hunde kaum Widerstand.
Weg mit den Hunden ...
Die Menschen sind es auch, die bei einem verhungernden Tier auf der Straße,
das keine Kraft mehr hat, eben nur wegschauen und dieses Elend als gegeben
hinnehmen. Wir sind es, die für das Leid dieser Tiere verantwortlich sind!
Jährlich werden 8000 Hunde getötet ...
Nach langen Gesprächen mit dem Direktor der Tötungsstation hat er uns
zugesichert, dass die von uns kastrierten und mit Ohrmarken versehenen Hunde
in Zukunft nicht mehr eingefangen und getötet werden.
Mein Herz blutet ...
Ich werde niemals den ersten Tag in der Tötungsstation vergessen. Während
der Gespräche hörte ich die ganze Zeit das Gejaule und Gewinsel der Hunde.
Innerlich weinte und schrie ich! Und doch versuchte ich authentisch und
professionell zu wirken, um somit auf keinste Weise unsere zukünftige
Kooperation mit der Tötungsstation zu gefährden.
Ich konnte es nicht erwarten, endlich in diesen Raum zu stürzen, um die Hunde zu befreien. Es versetzte mir die Sprache. In winzigen Boxen befanden sich 40 Tiere, eine Unzahl Welpen. Wie Sardinen übereinander gelegt - ein schrecklicher Anblick, der in Worte nicht zu fassen ist.
Der Anblick dieser Tiere, die sich bereits aufgegeben hatten, hat sich tief
in mein Herz gebohrt.
Diese vollgestopften Hundeboxen befinden sich im gleichen Raum, wo auch
die Tiere getötet werden. Somit muss jeder Hund mitansehen, welches Leid ihm
als nächstes bevorsteht. Selbst der Direktor bestätigte uns, welche Qual es
für die Tiere ist, die Tötung der anderen Hunde mitanzusehen.
Laut seinen Aussagen versagt in dieser Situation bei vielen Hunden das Herz!
Eine Hundemama schützt ihr Kind ...
Einen Hund nach dem anderen holten wir an diesem Tag aus der Hölle heraus.
Viele urinierten aus Angst - als sie das erste Mal die weiche Hand eines
Menschen spürten. Als letzte war lediglich eine kleine Hündin in der Box zu
sehen, die jedoch Widerstand leistete. als wir plötzlich entdeckten, dass
diese zarte Hündin auf ihrem Welpen saß, sich fest an ihr Baby klammerte,
versuchte, es vor uns Menschen zu beschützen. Plötzlich waren alle in diesem
Raum anwesenden Personen still. Selbst die Hundefänger, welche täglich
viele Hunde umbringen, waren berührt.
Unsere Veterinärin macht es gut...
Als unsere bulgarische Veterinärin, Dr. Gergana Tscherneva, in Sarajevo
ankam und sich das ganze Team in der Veterinärstation kennen gelernt hatte,
war von Anfang an ein tolles Klima vorhanden. Am ersten Tag durften die
Veterinäre, wie auch die Studenten der Tiermedizin aus Sarajevo, diese sehr
sanfte Methode der Kastration von Gergana kennen
lernen.
Geschichte des Lebens...
An einem Tag kam ein alter Mann mit einem Karton in die Ordination.
Verzweifelt flehte er uns an, der Hündin zu helfen, die bereits bewusstlos
war. Er erzählte, dass es eine Straßenhündin sei, die vergeblich versuchte,
ihre Jungen zur Welt zu bringen.
Doch leider kam für diese Hündin jede Hilfe zu spät. Die Hündin musste
fürchterliche Schmerzen haben, bis sie letztendlich von uns erlöst wurde.
Nun möge man glauben, dieser Mann sei ein Tierliebhaber, als ich jedoch dem
Mann die traurige Nachricht übermitteln musste, erfuhr ich, dass er selbst
Hundefänger in der Tötungsstation gewesen war.
Ein Heim für 8000 Hunde?
Solange es Straßenhunde in Sarajevo gibt, werden die Hundefänger auch weiterhin die Tiere töten. Ein Tierheim zu bauen, das jährlich 8000 Hunde aufnimmt, ist nicht realisierbar und nicht finanzierbar. Demnach ist die einzige Lösung, die Hunde zu kastrieren, um die Population der Tiere in den Griff zu bekommen.
Eine wunderbare Erfahrung...
Am Ende der Woche konnten wir alle sagen, dass es für uns alle eine wunderbare Erfahrung war und wir vielen Hunden das Leben gerettet haben. Viele der Hündinnen waren trächtig oder zur Zeit läufig … hier war alles nur eine Frage der Zeit.
Auch in Zukunft werden Kastrationen in Sarajevo stattfinden, zum einem durch unsere Veterinärin, Dr. Gergana Tscherneva, zum anderen sind die Tierärzte in Sarajevo bereit, täglich Hunde zu kastrieren. In spätestens einem Jahr wird der Erfolg auf den Straßen von Bosnies Hauptstadt sichtbar sein.
Wir möchten auch in Zukunft dieser Stadt helfen, doch dies ist nur mit Hilfe von Ihnen, liebe Spender, möglich. Lassen Sie uns bitte nicht im Stich!
Ihre Mariane Ruiz, Wien
Projektleitung Bosnien TIERHILFE SÜDEN AUSTRIA e.V.
Diese erste große Kastrations-Aktion wurde in Zusammenarbeit mit der TIERHILFE SÜDEN e.V. DEUTSCHLAND durchgeführt. Wir danken Frau Mariane Ruiz.
Spenden bitte an:
TIERHILFE SÜDEN e.V.
Stichwort: Projekt Bosnien
Spenden-Konto: 26 26 900
Bankleitzahl: 70090500
Bank: Sparda-Bank München
IBAN: DE 97700905000002626900
SWIFT: GENODEF 1S04
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